Kaum hatte Pontiac seinen GTO auf dem Markt, wurden die Straßen unsicher und die Bosse in den Chefetagen der Autokonzerne unruhig. Doch nur wenige schafften es, sofort auf den Zug aufzuspringen. Neben Oldsmobile reagierte man bei Chevrolet sofort!
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Vielerorts sprach man vom “Hot Rodding der 60er Jahre”. Die Initialzündung des Pontiac GTO war schier unglaublich. Als hätte eine ganze Gemeinde von Fans nur darauf gewartet, endlich superschnelle Selbstmordinstrumente für kleines Geld zu erwerben, nahm der Boom seinen Lauf. Natürlich hatte die Konkurrenz nicht geschlafen. Und im hauseigenen Forum war man natürlich besonders wachsam. Als erstes brachte GM-Schwester Oldsmobile den ”4-4-2“ nach dem GTO-Muster heraus, Chevrolet setzte mit dem preiswerten Chevelle SS nach und hatte damit einen Riesenerfolg. Und wer einmal des Nachts auf den breiten Ausfallstraßen ein Viertelmeilen-Rennen unter halsbrecherischen Bedingungen und mit durchgeschwitzten T-Shirts verloren hatte, setzte alles dran, den Ruf ”seiner“ Marke wiederherzustellen. Die Straße war der Partyraum, und wer das richtige Auto hatte, war der King. Marken hatten damals einen Nimbus. Wehe, Du hattest einen alten Studebaker oder einen 59er Ford. Heute würde man es uncool nennen. Manchmal reichte es, nur am Ampelstart die Nase vorn zu haben, und die hübschesten Girls waren auf dem nächsten Turn auf Deinem Beifahrersitz!
GM führt!
Ford und Chrysler, seit 1962 die Champions der Stock Car Rennen und erbitterte Gegner, schienen in ihrer Fehde die Lukrativität des Muscle Car Markts übersehen zu haben. Eher halbherzig versuchte die Ford Motor Company, eine GT-Variante des Mittelklasse-Modells Fairlane zu lancieren – dummerweise jedoch passte das entsprechende Aggregat gar nicht in den kleinen Motorraum! Erst mit einem modifizierten Compartement und dem 425 bhp starken 427 cubic inch (7 Liter) V8 konnte Ford ab 1967 am Markt mitmischen. Doch dazu später mehr. Auch Chrysler, mit seinen Marken Dodge und Plymouth im Mittelklasse-Markt vertreten, hatte den Kult-Status der einzelnen Muscle Cars anfangs unterschätzt. Schon seit den frühen Sixties standen zwar phantastische High Performance Motoren im Zubehör-Katalog, mit denen man auf dem Dragstrip den anderen das Fürchten lehrte. Seit 1964 gab es sogar den sagenumwobenen ”426 Hemi“ Big Block mit halbkugelförmigen Verbrennungsräumen und schräg hängenden Ventilen, wohl einer der besten Renn-Motoren aller Zeiten. Viel Geld verdiente man damit nicht, denn die Kunst bestand in diesen Jahren darin, ein bezahlbares Auto mit heißem Image anzubieten. Aber man hatte schlichtweg die Macht des Marketings vergessen.
Chevrolet steigt ein!
Das wiederum wusste man beim seinerzeit weltgrößten Hersteller wunderbar zu nutzen. Nachdem Ford für 1962 mit dem ersten Intermediate-Modell eine ganz neue Klasse erfunden hatte, die sich zwischen Compact- und Full Size Cars ansiedelte, zog Chevrolet bekanntlich mit der Chevelle Ende 1963 nach. Es war ein rundum gelungenes Auto, dessen Coupé- (und Cabrio-) Version auf den Namen Malibu hörte. Kaum also hatte Konzernpartner Pontiac die GTO-Option im Programm, bot Chevy den Malibu SS (“Super Sport”) mit dem 220 bhp starken 283ci V8 an. Doch auffällige Radkappen und ein bisschen schwarzmatte Farbe machten noch keinen Straßenrenner! So kam ein halbes Jahr später ein 327er Corvette-V8 mit 300 bhp in den Malibu SS (Einzelstücke wurden sogar mit der härtesten Version mit 365 bhp ausgerüstet). Damit war der Malibu noch kein echter GTO-Gegner – aber bei Chevrolet konnte man die Power für kleines Geld kaufen!
Dann ging es Schlag auf Schlag: Nur ein halbes Jahr später revidierte die General Motors-Führung den Beschluss, die Hubraumgröße für die Intermediate-Modelle zu begrenzen. Während allerdings der berühmte ”Four-O-Nine” Motor in Rente geschickt wurde, präsentierte man im Februar 1965 den “396 Turbo Jet”, dessen Basis schon ein echter Rennmotor war. Eigentlich nur für die Corvette und die Full Sizes gedacht, packte man dieses intern Z-16 genannte Teil mit 375 bhp (Bestell-No. L37) ganze 201mal in einen Malibu SS und kombinierte es mit einem Holley Vierfach-Vergaser und Muncie-Schaltgetriebe. Das SS-Coupé ruhte in diesem Fall auf einem steiferen Cabrio-Kastenrahmen. Verstärkte Federn und extra Stabis sowie eine andere Lenkübersetzung sorgten dafür, dass das Auto nicht gleich aus der Kurve flog. Und plötzlich stand das matte Schwarz im Grill und am Heck für unübersehbare Power – alle anderen Firmen kopierten es sogleich. Drehzahlmesser und ein Tacho bis 160 mph schienen beeindruckend. Der Schachzug war geglückt: Die Fachpresse rühmte die Leistung, und Chevrolet lag bei den Kids in Sachen “Cheap Power” plötzlich ganz oben.
Schnell an die Spitze!
Schon 1966 verkaufte Chevy 70.000 dieser übrigens nun nicht mehr Malibu genannten “SS-396”-Modelle, die sich jedoch vom 65er Promotion-Modell mächtig unterschieden. Nochmals geänderte Federn und Stoßdämpfer sowie eine L-35 genannte V8-Version mit nur noch 325 bhp (zusammen mit einem 3-Gang-Getriebe) saßen unter der Haube mit den zwei Luftschlitz-Attrappen. Dafür war dieses Modell deutlich billiger. Und nur 105 $ mehr kostete ein L-34 genannter 396er mit 360 bhp, Hydro-Stößeln und schärferer Nocke. Bei Bedarf gab es weitere 15 bhp mehr. Die Untersetzung von 3,73:1 gegenüber 3,31:1 ließ so manchen Driver auf dem nächtlichen Boulevard als Sieger hervorgehen. Wer´s mochte, griff zu dem L-78 genannten 425 bhp starken 396er aus der Vette, der Schmiedekolben, größere Ventile und viele andere tolle Sachen sein eigen nannte. Optimierte Ansaugkrümmer und ein anderes Auspuffsystem verursachten einen tierischen Bumms, und für kurze Zeit gab es nichts Gemeineres auf dem nächtlichen Strip. Aber es war bereits eine große Kunst, die Power adäquat auf die Straße zu kriegen. Vom Bremsen wollen wir hier mal lieber nicht reden…
Nächtliche Autorennen, heulende Motoren, spektakuläre Todesfälle und harte Polizeieinsätze begleiteten diese Muscle Car Ära. Niemand anders als Senator Robert Kennedy schwang sich zum Sicherheits-Papst auf. Doch vor allem ein ehemaliger Versicherungs-Lobbyist namens Ralph Nader sollte entscheidend in der US-Automobilgeschichte mitmischen. Sein Feldzug gegen den Heckmotor-Corvair von Chevrolet (der einst als innovative Inlands-Konkurrenz gegen die Volkswagen gedacht war und wohl das technisch ungewöhnlichste Projekt von General Motors darstellte) sollte später sogar zur Produktionseinstellung führen. Keine Frage, dass die Kids, die die Stock Car Rennen auf die Straßen verlegt hatten, nicht lange unbehelligt blieben.
1967 – der kleine Rückzieher!
Ängstliche Kräfte in GMs Chefetage mahnten zur Leistungs-Drosselung – aber die gewinnträchtigen Intermediates konnte man nicht einfach abschreiben. So wählte man die in Amerika so gern geschulte Bigotterie. Zuerst propagierte man für das 67er Modelljahr das Thema Sicherheit: Zweikreis-Bremssysteme, Sicherheitsgurte, diverse passive Sicherheits-Einrichtungen im Innenraum sowie Scheibenbremsen (121 $) und vor allem breite Gürtelreifen (F70-14) dominierten nun in den Präsentationen. Was den Chevrolet “SS-396” anbelangte, so verringerte man still und heimlich die Leistung des L-34 auf 350 bhp, 10 bhp weniger immerhin, um die Zauderer zu beruhigen. Offiziell gab es den L-78-V8 gar nicht mehr, doch wer angab, damit ausschließlich abgesperrte Rennen fahren zu wollen, wurde gern bedient. Das gleiche galt übrigens für das 4-Gang-Schaltgetriebe. Offiziell hieß es nun: 3-Gang Turbo HydraMatic oder 2- Gang Powerglide. Aber mal im Ernst: Nach wie vor konnte der Kunde alles kaufen, was das Performance-Regal hergab. Dass in diesen Jahren Chevrolet ausgerechnet wieder auf dem Stock Car Oval Schlagzeilen machte, lag an Smokey Yunick – der war ein tabuloser Rennwagenbauer und mehrfacher NASCAR-Sieger, vor allem aber ein Idol der Straßen-Kids!
Vielleicht sollte an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass das kleine Chevy II Compact Car, besser bekannt als Nova, ebenfalls mit dem 327er V8 lieferbar war. Diese “Nova SS” brachten natürlich noch weniger Gewicht auf die Waage, waren daher natürlich schneller, allerdings auch kopflastiger. Dass sich die Karriere der V8 Novas größtenteils auf den Dragstrips abspielte, lag an der mangelnden Attraktivität. Kaum ein heißes Girl, das in einen Chevy II einsteigen mochte…
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Kaum kam für das 64er Modelljahr Chevys neue Chevelle auf den Markt, gab es die “SS”-Variante.
Von Anfang an war auch die seltene Cabrio-Variante des Super Sport im Angebot.
Hot Wheels nicht nur auf der Straße, sondern auch im Supermarkt.
Die SS-Version unterschied sich vom normalen Malibu durch serienmäßige Einzelsitze, die auch andere Vorteile bieten …
Gern warb man mit sportlichen Autos aus eigenem Hause. Erst sehr viel später erkannte Chrysler diese Chance …
während Chevrolet hingegen bereits 1965 von jedem seiner Modelle eine SS-Version propagierte.
Für 1965 gab es optisch kaum Veränderungen – doch der mattschwarze Grill war geboren.
Noch schienen Weißwandreifen kein Widerspruch zur Malibu SS-Ausstattung zu sein – doch auch am Heck gab es nun den berühmten schwarzmatten Streifen.
Selbst im Chevelle-Sammelprospekt wies man nun auf Performance hin.
Eine geänderte Schnauze und mehr Hüftbuckel prägten die 66er Modelle.
Äußerlich immer noch brav: der “SS 396” hieß nicht mehr Malibu. Das seltene Cabrio kostete 2.984 $. Die nach innen versetzte Heckscheibe kennzeichnete die Jahrgänge 1966 und `67. Statt “SS” prangte in großen Lettern “Super Sport” an der Flanke.
Die unglaubliche Popularität der Muscle Cars veranlasste Chevrolet eine eigene Modellreihe zu kreieren: SS 396
Appellierte ans Image: SS-396 Werbung von Februar 1966
Mit 17 träumten die Muscle Kids vom SS-Cabrio und einer heißen Braut an der Seite – 2 Jahre später war das Baby da, die Braut war Ehefrau, und mit dem Malibu Kombi gings zusammen zum Ponyhof…
Umfassende Option-List für alle Malibus. Bei den SS-Modellen waren Einzelsitze serienmäßig, die vielgepriesenen Sicherheitsgurte aber nicht…
Statt Smart-Phones sprach man damals von smart tones …
Übersichtliches Angebot: so konnte man sich sein spezielles Muscle Car leicht zusammenstellen.
Umfassend wurden die Chassis- und technischen Features dargestellt – doch niemand wies darauf hin, dass die Fahrwerke eigentlich für die harte Motorisierung nicht geeignet waren.
Statt Malibu fand sich nun der Schriftzug Super Sport an der Flanke (1966). Jetzt sogar mit zwei Girls an der Seite!
Lange nicht so aggressiv wie die GTO-Werbung, aber effektiv!
Noch im Juni 1966 warb Chevy mit maximal 375 bhp. Mit dem 67er Jahrgang reduzierte man heimlich die Leistung auf 350 bhp.
Fast 400 cubic inch und schnell und billig – der SS-396 V8 (hier die L-35-Variante mit 325 bhp)
Stand das SS-Emblem an einem Chevy, so mahnte das stets zur Vorsicht
Komplett überarbeitete Front und Heckpartien kennzeichneten den 67er Jahrgang. Lust einen zu kaufen? Genug Auswahl gibt´s bei www.musclecarsforsaleinc.com in Florida. Auf der Website finden sich auch stets heiße Girls!
Erstmals reichten bei der kompletten Chevelle-Malibu-Serie die Rücklichter auf die Seiten herum.
Guckst Du! Zwar 350 bhp ab Werk, aber Sicherheitsgurte gegen Aufpreis. Kopfstützen? In dieser Zeit unbekannt.
Auch 1967 waren Einzelsitze bei den SS 396 Standard. Beachte die cool platzierte Uhr auf der Mittelkonsole. Drehzahlmesser wär noch cooler.
1967 stand der L-78-V8 mit 425 bhp nicht mehr im Angebot – doch mit Tricks war auch noch dieses Aggregat zu haben.
Hatte eigentlich mehr Potential für einen Straßenrenner: Der kleine Nova SS. In der Werbung stehen die Girls draußen – und da blieben sie meist auch!
Mal nachfühlen, sehen und “hören” wie die Zeit damals war? Dann klickt hier auf das Video von The Tremeloes, “Here comes my Baby”. Könnte auch für ein 67er Chevelle-Baby gelten …: